Unser heutiges Treffen hat das Thema Inspiration: Was
gefällt mir? Was möchte ich nähen?
Vielleicht ein etwas merkwürdig gewählter Titel, doch für
den Bereich Dirndl/Trachten zutreffend.
Zumindest für mich.
Denn mich
faszinieren und inspirieren traditionelle Gewänder und Trachten, doch möchte
ich mir wirklich so ein Stück nähen?
Es liegt für mich ein Reiz darin, traditionelle
Verarbeitungsmethoden anzuwenden, doch sind sie praktikabel für mich?
Ein wunderschönes Buch, das jede Menge Inspiration liefert,
ist, das von Auguste Racinet: „The Costume History“ –Die Kostümgeschichte vom
Altertum bis zum 19. Jahrhundert, erschienen im Taschen Verlag.
Auf hübsch illustrierten Tafeln werden Kleidungsstücke aus
aller Welt vom Altertum bis zum 19.Jahrhundert gezeigt.
Die traditionellen europäischen Trachten sind am Ende des
19. Jahrhunderts anzutreffen. Zu dieser Zeit begann sich die Trachtenpflege zu
entwickeln. Verantwortlich dafür war weniger die ländliche Bevölkerung. Die
Bestrebung traditionelle Gewänder zu bewahren, ging vom Bildungsbürgertum aus,
das eine romantische Sehnsucht nach der
verlorenen „heilen Welt“, nach Ursprünglichkeit und Natürlichkeit hatte.
Somit sind auch die traditionellen Trachten als ein Produkt
ihrer Zeit zu betrachten.
Alles unterliegt dem zeitlichen Wandel, warum sollte eine
bestimmte Art von Kleidung davon ausgeschlossen sein?
Viele Informationen zu diesem Thema findet man in dem sehr
empfehlenswerten Buch von Gexi Tostmann: „Das Dirndl“.
Neben einer Kulturgeschichte des Dirndls sind auch
Schnittmuster und Arbeitsanleitungen im Buch enthalten.
Frau Tostmann ist zudem eine sehr interessante Frau und
quasi Österreichs Dirndl-Königin.
Etwas oberflächlicher, aber dafür moderner und mit mehr
Hochglanz, ist das Buch „Dirndl“ von Heide und Kathrin Hollmer.
Neben wunderschönen Fotos mit Dirndln von aktuellen
bekannten Dirndldesignerinnen findet man Bilder von vielen hübschen gemusterten
Trachtenstoffen.
Schnittmuster zum Dirndl selber nähen gibt es z.B. in der
jährlich erscheinenden Zeitschrift „Dirndl Revue“.
In verschiedenen neueren burda Heften, meistens in der
September-Ausgabe oder in den alten burda Spezialheften „Trachten“ finden sich
ebenfalls Schnittmuster.
Auch in vielen Ausgaben vom „Goldenen Schnitt“ sind Dirndl enthalten.
Wer sich für traditionelle Trachten interessiert, kann sich
mit den für Brauchtum und Heimatpflege zuständigen Abteilungen der Bezirke in
Verbindung setzen.
Der Bezirk Mittelfranken unterhält eine sehr umfangreiche
Seite, wo man auch Schnittmuster bestellen kann. In meinem Bezirk,
Unterfranken, sieht es schlechter aus. Also einfach mal Stöbern gehen.
Heute ist das Dirndl in der Region, in der ich lebe, ein
Gewand für bestimmte Anlässe.
Traditionelle Trachten findet man hier bei Trachten- und
Volkstanzveranstaltungen.
Einzig Wirtinnen und Kellnerinnen bestimmter
Gaststätten tragen Dirndl regelmäßig als Berufskleidung.
Dennoch gibt es hier ausreichend Anlässe, ein Dirndl
anzuziehen: Weinfeste, Kirchweihen, Familienfeiern, Ehrungen...
Das Dirndl erlaubt ein Statement abzugeben, je nachdem wie
und von wem es getragen wird.
Gleichzeitig
ist es häufig, für die jungen Mädchen, auch nur ein Partykleid.
Die Olympiade 1972 in München hat sicherlich dazu
beigetragen, das traditionalistisch verstaubte Image des Dirndls aufzupolieren
und es für die Welt zu öffnen.
Aus dieser Zeit stammt auch dieses Dirndl, das sich meine
Mutter damals mit Mitte 20 genäht hat.
Meine Oma hat es von Hand aufwändig
bestickt. Heutzutage ist es für viele kaum noch vorstellbar, dass soviel Zeit
und Mühe in ein einziges Kleidungsstück gesteckt wird!
Damit nun dieser Beitrag auf dem Blog nicht unübersichtlich
lang wird, habe ich bei Pinterest eine
Pinnwand angelegt. Dort findet ihr viele
schöne Bilder von Dirndln.
Nun bin ich aber schon sehr auf euere Beiträge gespannt.
Julia