Guten Morgen und bienvenue zum MeMadeMittwoch. Ich heiße Almut und blogge
als lacouseuse. Dabei schaue
ich hin und wieder gerne nach Frankreich hinüber und beobachte, was sich dort
bei Schnittmusterfirmen und Nähbloggern tut.
Schwer wiegt heute die Ehre auf meinen Schultern, am MeMadeMittwoch
vorzutanzen. Dem Anlass angemessen hat ein besonders Kleidungsstück Premiere.
Die petrolfarbene Reverse Appliqué-Jacke habe ich schon vor einer Weile ganz
gemütlich genäht und für den heutigen Tag aufgespart. Sie ist komplett von Hand
genäht, ohne einen einzigen elektrischen Stich.
Die Jacke besteht aus zwei Lagen: unten ein dunkelblauer Baumwolljersey,
oben ein etwas leichterer, petrolfarbener. Auf den habe ich Ornamente
schabloniert, dann mit Knopflochgarn umstickt und in der Mitte ausgeschnitten,
so dass die untere Lage sichtbar wird (eine genauere Beschreibung der Technik,
die ich bei der wunderbaren amerikanischen Textildesignerin Natalie Chanin entdeckt habe, findet ihr
auf meinem Blog - und tolle Stücke in der Technik zum Beispiel bei Antje von machenstattkaufen).
Die Kanten habe ich rundherum mit dunkelblauem Jersey eingefasst. Die Knoten der
Stickerei liegen außen, das gibt der Jacke eine Struktur, die ich sehr
interessant finde. Der Schnitt ist ein ganz einfacher Basis-Schnitt ohne
Abnäher, den ich auf Grundlage von
L'indécise von MLM Patrons erstellt habe. Einen Verschluss hat die Jacke
derzeit nicht; ich denke noch über einen dezenten Knopf mit Schlinge nach.
Die Jacke trägt sich schlicht zu Jeans, aber auch schick über ein
dunkelblaues Kleid ins Theater. Diese Wandelbarkeit mag ich. Seit ich Colettes
Wardrobe
Architect gelesen - und teilweise auch für mich bearbeitet - habe, verfolgt
mich die Idee eines Kleiderschrankes, in dem vieles zu vielem passt. Darauf
achte ich immer stärker, wenn ich micht für oder gegen Stoffe und Schnitte
entscheide. Der Chanin-Jacke habe ich deswegen in den letzten Wochen eigens zwei
Kombi-Teile spendiert, die aber auch allein hoffentlich viel getragen werden.
Die sind beide ganz normal an der Nähmaschine entstanden.
Das erste ist ein Rock (Burda 12/2015, Modell 111) mit interessanter
Vierfach-Kellerfalte. Der Stoff ist ein relativ leichter Fischgrät-Webstoff, den
ich petrol überfärbt habe. Der Rock kommt beim Laufen schön in Bewegung. Er hat
dank der Falten eine erstaunlich große Saumweite, die man ihm in unbewegtem
Zustand kaum zutrauen würde. Ich stelle mir vor, den Rock im Frühling und Sommer
mit weißem oder pastellfarbenen Shirt auszuführen oder mit meiner Alma-Bluse.
Und für schattige Ecken meine Chanin-Jacke mitzunehmen.
Der zweite Jackenbegleiter ist ein Pseudo-Wickelrock (Fashion Style 6/2015,
Modell 18), mit dem ich beim Nähen ziemlich kämpfen musste. Die Anleitung war
mager, das Wickelstück warf hässliche Falten - der Nahttrenner war im
Dauereinsatz. Weil der Saum versäubert wird, bevor der Rock zusammengenäht ist,
kann man die Länge nicht korrigeren. Sehr unpraktisch, denn ein bisschen kürzer
hätte ich den Rock noch besser gefunden. Aber mit dem Ergebnis bin ich insgesamt
dennoch ganz zufrieden. Es gibt kaum ein Oberteil in meinem Kleiderschrank, das
nicht zu dem Rock tragbar wäre. Das finde ich ganz toll. So ist der Wickelrock
eine Art Jeans unter den Röcken - ein Teil, das man zu allem tragen kann. Kein
Wunder, denn marineblau ist sowieso und war immer schon meine
Passe-partout-Farbe. Der Stoff ist eine leicht stretchige, festere
Baumwoll-Gabardine, so lässt sich der Rock auch bei frischen Temperaturen mit
Strumpfhose tragen.
Voilà, das war's von mir. Ich sage Au revoir in die Runde der
Nähbegeisterten und bin schon ganz gespannt auf Eure selbstgenähten
Stücke.