Mittwoch, 28. Oktober 2015

Me Made Mittwoch am 28. Oktober 2015



Die FrauCrafteln, jetzt zeigt sie nen Wickelkleid! Als hätte es nicht den schicken Gastbeitrag von Ella  Mara letzte Woche hier beim MMM gegeben und als hätte sie niemals beim Me Made Mittwoch Wickelkleid-Spezial behauptet, mit Wickelkleidern wäre sie durch. Tststs.


****Apropos Motto und Spezial: Am nächsten Mittwoch, den 4.11., haben wir einen MMM zum Thema "Jeans" geplant. Wenn ihr also was passendes Selbstgeschneidertes im Schank habt oder schon immer mal Eure Lieblingsjeans nachnähen wolltet, das ist die Gelegenheit, es zu zeigen. Auch Kleider, Röcke und Hemden können aus Jeansstoff sein oder was Euch noch so einfällt, solange es sich um Kleidung handelt. 

Natürlich dürft ihr Euch auch wie gewohnt in dem, was ihr sonst an für euch Selbstgenähtem zeigen und in die Linkliste eintragen! ****





Noch mal von vorne. Hallo und herzliche Willkommen zum Me Made Mittwoch, dem virtuellen Laufsteg zahlreicher Hobbynäherinnen in selbstgemachter Kleidung. Mein Name ist Meike und ich blogge auf crafteln.de.

Darauf gekommen, ein Wickelkleid zu nähen bin ich, als ich entdeckte, dass es eine neue Schnittfirma für Plus Size Schnitte gib. Das machte mich natürlich neugierig und da es von Cashmerette Patterns bisher nur einen einzigen Schnitt - das Appleton Dress -gibt, probierte ich eben dieses. Ab gesehen davon, dass ich manchmal einfach nur froh bin, meinen Schnitt nicht selbst zu vergrößeren, finde ich die Hintergedanken zur Schnittentwicklung extrem spannend. Davon zu Lesen überzeugte mich, es trotz Skepsis gegenüber Wickelkleidern, eines zu nähen.




Vor dem Nähen hatte ich die bahnbrechende Erkenntnis, dass es einfach unglaublich einfach ist, PDF-Schnittmuster ausdrucken (plotten) zu lassen, statt sie mühsam als DIN A 4 Blätter zusammen zu kleben. Nicht nur mich begeisterte diese Erkenntnis, zahlreiche Blogleserinnen auch und ganz bestimmt auch den Plotterservice, den ich verlinkt hatte. Aber was solls, Hauptsache, alle sind glücklich. Ich kann das Plotten wirklich nur empfehlen! Binnen 24 Stunden hatte ich einen Papierschnitt in der Hand, für den ich bei der Übersendung aus Amerika nicht nur länger warten, sondern auch mindestens so viel Versand hätte zahlen müssen.



Vor dem Zuschnitt hatte ich Schwierigkeiten, meine Größe zu bestimmen. Das ist bei ungewöhnlichen Größensystemen ja gerne mal so. Aber ein freundlicher Mailwechsel mit Jenny von Cashmerette brachte Klarheit und ich entschied mich für die kleinere Cupgröße und größere Kleidungsgröße, um an der Taille genügend Platz im Kleid zu haben und oben rum nicht unbedingt alles offen zu legen. Was soll ich sagen: das Kleid passt super! Ich wusste gar nicht, wie gut es sich anfühlen kann, ein passendes Wickelkleid zu tragen! Bisher kannte ich nur mühsames Gezuppel und das Gefühl, immer halb nackt dazustehen. Ich freue mich sehr, dass das beim Appleton Dress nicht der Fall ist!




Genäht habe ich es erstmal aus einem günstigen Jersey (vom Maybach Ufer), von dem ich ärgerlicherweise auch noch 50 cm zu wenig hatte; deswegen sind nun die Bindebänder gestückelt, aber das sieht man nicht. Mir gefällt mein Kleid, dessen Muster mich an Silvester erinnert und ich fühle mich, als hätte es mir Dianne von Fürstenberg persönlich auf den Leib geschneidert.



Und was tragt ihr heute? Ein Lieblingsstück oder einen Neuzugang im Kleiderschrank, an den ihr euch erst noch gewöhnen müsst? Ich bin gespannt!



Mittwoch, 21. Oktober 2015

MeMadeMittwoch am 21.10.2015 mit Gastbloggerin Ella Mara

Liebe MeMadeMittwoch-Gemeinde, welch eine Ehre heute vortanzen zu dürfen.

Ich blogge gewöhnlich unter ellamara.de und darf euch heute zum MeMadeMittwoch begrüßen.
Erstmal möchte ich sagen wie unglaublich ihr alle seid. Ohne den MMM würde ich weder nähen noch stricken oder bloggen. Was hier passiert ist großartig, und ihr alle, ob ihr das Ding organisiert, lest, kommentiert oder verlinkt, seid ein Teil davon. Danke und weiter so.

Ich zeige euch heute ein Kleid mit dem ich die ganz typischen Krisenphasen beim Kleidernähen durchlaufen habe. Ich denke, ihr kennt das alle. Man findet einen Schnitt oder Stoff oder hat eine Idee und sieht vor dem inneren Auge schon ganz genau wie das fertige Teil aussieht. Und dann klappt einfach nichts wie geplant.




Ich habe für mich eine völlig neue Entdeckung gemacht: Crêpe. Und dazu noch mit einem tollen Muster und aus Viskose und Wolle. Ich habe ihn in einem örtlichen Geschäft das sonst hauptsächlich Kinderstoffe führt entdeckt. Er ist von Hilco und heisst "Vecchio".
Ich bin einen Tag lang drum herum geschlichen und hab ihn dann gekauft. Crêpe ist meinem Eindruck nach perfekt für Leute, die so ungern bügeln wie ich und eine Alternative zu klassischem Baumwolljersey und Webstoff suchen.


Ich wollte ein lockeres, irgendwie legeres Wickelkleid mit so einem runden Saum. Super ordentlich verarbeitet. Mit Belegen und knappkantigem Absteppen und dem ganzen Zip und Zap. Ich wollte alle Nähte auseinanderbügeln, alles ganz perfekt und mit handgerolltem Saum.
Handrollieren durfte ich von Inge Szoltysik-Sparrer, der Vorsitzenden des Bundesverbandes des Maßschneiderhandwerks, lernen. Wie mit einer Mischung aus Matratzenstich und Blindstich kann man so den Saum ohne sichtbaren Faden einrollen. Tutorials dazu sind im Netz zu finden.
Den Schnitt habe ich wie immer selbstgemacht. In der Regel wandle ich meine Grundschnitte freihand direkt auf dem Stoff ab. Nach mehrmaligem Anprobieren, Stecken und Heften halte ich, wenn ich etwas ganz Neues ausprobiere, das Endergebnis auf Folie fest. Kleine Änderungen sind aber fast immer nötig, schliesslich verhält sich jeder Stoff anders.


Nachdem ich nachts schön ordentlich zugeschnitten hatte kam der Schreck: Das Muster war falsch herum. Mittlerweile sehe ich das nicht mehr so, aber ich konnte vor lauter Frust kaum schlafen. Jetzt finde ich, das soll ganz klar ein böser Vogel sein. Und die Blume hängt eben so da runter wie Blüten das so machen.
Ich habe mich zum Glück entschieden es einfach trotzdem zusammenzunähen. Der Stoff war schließlich teuer. Auch wenn es aussieht wie ein Kittel. Wie eine merkwürdige 70er-Jahre- Tapete. Wie ein verwelkter Blumenstrauss - es wird genäht!


Dann das nächste Ärgernis. Ich hatte mir das typische Wickelkleid-Problem eingehandelt: Der Ausschnitt war viel zu weit und locker. Ich hätte immer ein Top unter dem Kleid tragen müssen.
Also habe ich rumprobiert, an der ein oder anderen Stelle großzügig abgeschnitten und den Beleg neu gemacht. Jetzt bin ich zufrieden.


Wenn ich mich im Spiegel anschaue weiss ich, der Beleg ist immer noch nicht perfekt. Am Rückenteil habe ich nicht aufs Muster geachtet (mittig wäre schöner), die Ärmel könnten einen Tick länger sein, das Muster ist falschrum...


Aber das ist mit alles egal. Ich bin unheimlich zufrieden.
Das Kleid ist schön, der Stoff total weich und angenehm. Durch die Wicklung passt es sich meinem Essverhalten an und wird nie unbequem. Fast wie ich es mir vorgestellt habe und die Handarbeit am Saum hat sich gelohnt.


Und wieder mal habe ich gemerkt, dass zum Nähen eben nicht nur Handfertigkeit und Sauberkeit gehören, sondern auch jede Menge Mut, Durchhaltevermögen und Geduld.
Ich war so frustriert zwischendurch, bin aber so froh, dass ich es einfach durchgezogen habe. Ausserdem habe ich eine neue Lieblingsstoffsorte entdeckt.



Wie ist es bei Euch? Hat sich ein Fruststück bei euch noch zum Lieblingsteil entwickelt? Bringt ihr alles zu Ende, was ihr anfangt? Meint ihr, ich sehe nach Tapete aus?

Ich bin so gespannt Eure Kreationen zu sehen.

Sonntag, 18. Oktober 2015

Winterjacken-Sewalong - Erster Zwischenstand und: Es geht dem Kragen an den Kragen

Willkommen beim zweiten Zwischenstand des Winterjacken-Sewalongs!

Wie weit seid ihr inzwischen gekommen? Jetzt ist Gelegenheit, sich über die Tücken des ausgesuchten Schnitts auszutauschen und Hilfe bei kniffeligen Stellen zu finden. Ich (Lucy) habe schon mal vorgenäht, um nicht als Moderatorin nur mit einem Haufen zugeschnittener Stoffteile dazustehen.



Da ich mir ein relativ einfaches Modell ausgesucht habe, bin ich nach einem Fehlstart gut vorangekommen. Beim Nähkränzchen hatte ich zu viel gequatscht, Einlage falsch zugeschnitten und aufgebügelt und zwei rechte Vorderteilbelege fabriziert anstatt eines rechten und eines linken - es war aber noch genug Stoff da, um einen Beleg neu zuzuschneiden, Glück gehabt, die Einlage ging nämlich nicht ohne Spuren wieder ab.

Das Nähen des Kragens habe ich für euch mitfotografiert, es ist die Methode, die ich mittlerweile immer verwende, weil ich mit dieser Reihenfolge gut zurechtkomme. Ich habe mich erst mit Reverskragen wirklich schwergetan, weil die Anleitungen einfach zu knapp gehalten sind, als dass man wirklich wüsste, worauf man achten muss. Oft zuppelte es irgendwo und die Kragenecken zogen sich nach oben.

Natürlich gibt es viele andere Möglichkeiten, in der September-Ausgabe der Fashion Style wird z. B. eine andere Reihenfolge mit Bildern gezeigt. Eure eigenen Tipps und Kniffe könnt ihr gerne in den Kommentaren ergänzen! Die Linkliste findet ihr ganz unten.

Anatomie eines Reverskragens 

 

Bevor es richtig losgeht, ist es vielleicht sinnvoll, sich erst mal über die Einzelteile eines Reverskragens klar zu werden, ich habe daher einen älteren Mantel von mir von innen fotografiert und die Schnittteile nachgezeichnet:


Die Form des gesamten Kragenbereichs, also von Vorderteilbeleg und dem eigentlichen Kragen, wird in der Herrenschneiderei auch "Fasson" genannt - achtet mal auf der Straße drauf, oder auch bei Anzugjacketts, da gibt es ganz verschiedene Formen: Die Spitze des Belegs kann nach oben oder nach unten zeigen (steigendes bzw. fallendes Revers), die sichtbare Verbindungsnaht zwischen Beleg und Kragen (die so genannte Spiegelnaht) kann einen ganz unterschiedlichen Verlauf nehmen, der Winkel, der sich an der Außenkante zwischen Kragen und Vorderteil bildet (der Crochet oder Fassonspiegel) kann spitzer oder stumpfer sein.

Reverskragen nähen 

 

1.  Vor dem Nähen werden der Vorderteilbeleg, der Rückenteilbeleg sowie jeweils ein Kragen und ein Kragensteg mit Einlage verstärkt. Ob es besser ist, den Unterkragen oder den Oberkragen bzw. den äußeren oder den inneren Kragensteg zu verstärken, darüber könnte man endlos diskutieren. Ich verstärke den Unterkragen und den äußeren Steg, denn dann lässt sich meiner Meinung nach der Stoff des Oberkragens leichter so hinbügeln, dass man an den Kragenkanten die Naht nicht mehr sieht, wenn man auf den Kragen guckt. Außerdem zeichne ich die Nahtlinien der Kragenteile und die Passzeichen noch einmal ganz genau auf die Einlageseite auf. Wollstoff kann man ja normalerweise nicht so gut und präzise markieren, daher freue ich mich, wenn ich wenigstens auf einer Seite ganz genau weiß, wo ich entlangnähen muss.    

2.  Bei meinem Mantel besteht der Kragen nur aus einem Teil - der Kragensteg ist angeschnitten, daher entfällt bei mir der erste Nähschritt: Kragen und Kragensteg verbinden. Ihr näht jeweils das Kragenteil mit Einlage und das Stegteil mit Einlage und die beiden Teile ohne Einlage rechts auf rechts zusammen. Vorher gut stecken und dann ganz langsam - da die Nahtlinien, die zusammentreffen, unterschiedlich gebogen sind, ist das Steppen etwas kniffelig. Die Nahtzugabe schneidet ihr auf 5 mm zurück und bügelt sie auseinander. Probiert das Flachbügeln erst mal, ohne die Nahtzugaben quer zur Naht einzuschneiden - bei Wollstoff geht das, und der Kragensteg bleibt so stabiler. Meistens steppt man die Teile auch noch rechts und links der Verbindungsnaht ab - schaut nach, was die Anleitung dazu sagt.


3.  Als nächstes werden Oberkragen und Unterkragen verstürzt. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass der Oberkragen etwas mehr Länge und Weite braucht als der Unterkragen, das kann man sich leicht veranschaulichen, wenn man sich die zwei Kragenteile über die Hand hängt: Das obere Teil muss wegen der Biegung sozusagen einen längeren "Weg" zurücklegen - und bei dem umgebogenen Kragen am Mantel ist das später dann genauso. Richtig ausgeklügelte Schnittmuster berücksichtigen das sogar schon und haben unterschiedlich große Schnittteile für Ober- und Unterkragen.

So sieht das "blasige" Feststecken des Oberkragens bei mir aus
Bei den meisten Schnitten wird für beide Kragenteile das gleiche Schnittteil verwendet,  und daher muss man den Oberkragen etwas "blasig" rechts auf rechts auf den Unterkragen stecken. Versucht, den Oberkragen beim Stecken etwas zusammenzustauchen. Ihr steppt dann mit der Einlageseite nach oben entlang der aufgezeichneten Nahtlinie, so dass der Transporteur im besten Fall die unten liegende unverstärkte Seite etwas einhält. Und, ganz wichtig: Näht nur genau vom Anfang der Nahtlinie bis zum Ende, also beginnt und endet nicht wie sonst auf der Nahtzugabe!

Gesteppt, Nahtzugaben zurückgeschnitten
Gewendet und gebügelt, von unten - die Naht liegt auf der Unterseite des Kragens
Wenn ihr jetzt die Nahtzugaben zurückschneidet, an den Kragenspitzen quer abschneidet, an Rundungen quer zur Naht vorsichtig einschneidet und  den Kragen wendet und bügelt, sollte sich der Oberkragen ganz leicht so hinschieben lassen, dass die Naht einen Tick auf der Unterseite des Kragens liegt. Haltet den Kragen so, wie er später getragen wird, also umgeklappt und rund gebogen, und probiert, ob er sich schön legt. Bei Wollstoff kann man in diesem Stadium mit Bügeln noch eine Menge erreichen, wenn sich z. B. die Kragenecken nach oben ziehen.  

4.  Jetzt müssen die Belegteile zusammengefügt werden. Ich überlege jedes Mal, wie herum der Rückenteilbeleg an die Vorderteilbelege gehört, und bin jetzt darauf gekommen, dass ich mir die Teile am besten so umhänge, wie sie später im Mantel auch zu liegen kommen: Die rechte Stoffseite zu mir, den Rückenteilbeleg um den Hals und die Vorderteilbelege im Anschluss, so dass ich die Ecke zum Revers umklappen kann, dann mache ich das nicht jedes Mal falsch. Näht die Belegteile an den schmalen Seiten zusammen - in diesem Fall auch über die Nahtzugaben drüber - und bügelt die Naht auseinander.

Vorderteilbeleg rechts auf rechts ans Vorderteil nähen - aber nur bis zum Passzeichen nähen
5.  Die Belege werden jetzt rechts auf rechts auf die Mantelvorderteile gesteckt, jeweils vom Querzeichen, wo der Kragen endet, bis nach unten zum Saum. Da der Beleg beim fertigen Revers umgeklappt getragen wird, braucht er auch wieder etwas mehr Weite und muss "blasig" festgesteckt werden. Ihr näht die Belege dann auch jeweils vom Querzeichen (wo ihr die Naht verriegelt) bis zum Saum fest. Schneidet die Nahtzugaben stufig zurück - Einschneiden ist meistens nicht nötig, da die Strecke ziemlich gerade ist - und bügelt die Nahtzugaben erst von der linken Seite auseinander, stülpt dann den Beleg komplett nach innen um und bügelt die vorderen Kanten. Ich hefte oft auch einmal mit der Hand an der Vorderkante entlag, damit mir das mühsam Gebügelte nicht beim weiteren Nähen immer wieder auseinander fällt.


6.  Nun wird der Kragen in den Halsausschnitt eingesetzt. Steckt den Unterkragen (rechte Seite des Unterkragens liegt auf der rechten Seite des Mantels) im Halsausschnitt fest, die Passzeichen am Kragen treffen auf die Schulternähte, und an den Mantelvorderteilen reicht der Kragen genau bis zu dem Passzeichen, bis zu dem ihr eben den Beleg festgenäht habt. Näht den Kragen ein, auch hier wieder genau von Nahtende bis Nahtanfang, und bügelt die zurückgeschnittenen Nahtzugaben des Ansatznaht auseinander.


7.  Zuletzt ist nur noch der Oberkragen locker, und da die Nahtzugaben des Kragens nicht mit festgenäht wurden, ist es gar nicht so schwer, den Oberkragen an den Halsbeleg und den Vorderteilbeleg zu stecken und zu nähen. Achtet auch wieder darauf, dass der Oberkragen mehr Länge braucht, um sich umzulegen. Steckt erstmal, klappt die Belege nach innen und formt den Kragen so, wie er dann später getragen wird: rund um den Hals und umgeschlagen. Wenn das noch nicht sitzt, lasst noch etwas Nahtzugabe raus, steckt nochmal und probiert es wieder. Volle 100 Punkte erhaltet ihr, wenn ihr jetzt daran denkt, einen Aufhänger in dieser Naht mitzufassen!

Es ist jetzt ein bißchen kniffelig, die Ansatznaht ordentlich auszubügeln, weil man an die Stelle so schlecht dran kommt - aber das schafft ihr! Zuletzt näht ihr die Nahtzugaben von Rückenteil und Rückenteilbeleg von innen ein Stück weit aufeinander, um das Ganze zu fixieren, und damit habt ihr den Reverskragen auch schon bezwungen!

Beim nächsten Treffen am 1. 11. wird es um Paspelknopflöcher gehen, und falls ihr mit dem Füttern kämpft, könnt ihr euch auf das Treffen am 15. 11. und ein Futtertutorial freuen.

Jetzt aber die Linkliste für eure Winterjacken- Fortschritte: 

 

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Me made Mittwoch am 14. Oktober 2015 mit einem neuen und einem alten Lieblingsstück

Guten Morgen beim Me made Mittwoch an einem in Berlin sehr ungemütlichen 14. Oktober. Ich blogge normalerweise als Lucy bei Nahtzugabe und habe jetzt endlich meine Sommer-Strickkrise überwunden und kann deshalb heute eine Strickjacke tragen, an der ich ungefähr seit März gestrickt habe.


Längst nicht alle Hobbyschneiderinnen stricken (genauso wie längst nicht alle Strickerinnen nähen),  und bei mir kann man feststellen: Ich stricke zwar, aber so, wie eine Schneiderin strickt, also wenn ich nicht einer Anleitung folge, mache ich mir Schnittteile aus Papier und stricke lauter Einzelteile, die ich zum Schluss zusammennähe. Ich denke in den Grenzen von Vorderteil, Rückenteil, Ärmel. Die elegantere Methode, einen Pullover oder eine Strickjacke vollkommen nahtlos in 3D zu stricken, mit allen Zu- und Abnahmen am richtigen Platz habe ich nicht mal in Ansätzen begriffen - wie man das wohl ausrechnet? Ich bin schon mit der Raglan-von-oben-Grundanleitung überfordert.

Aber wer weiß, vielleicht lerne ich das ja auch noch, im Moment fahre ich mit der stricke-wie-du-nähst-Strategie ganz gut. Ich versuche, bei jedem Teil eine technische Schwierigkeit einzubauen, die ich vorher noch nicht probiert hatte, was bei dieser Strickjacke dazu führte, dass sie sehr lange nicht fertig wurde. In der Strickrunde ist das Phänomen schon bekannt, das sind die "Stellen", an denen Nachdenken gefordert ist statt stumpfsinnig-entspanntem Vor-sich-hinstricken, und an denen die Arbeit dann oft ein wenig länger ruht, in diesem Fall einige Monate.


Die Jacke aus Drops Cotton Merino (dunkelgrün Farbe 22) hat ein Zickzackmuster aus rechten und linken Maschen aus einer Strickmustersammlung. Vorne habe ich die ersten Taschen meines Lebens eingestrickt. Technisch sind sie gut geworden, aber an der Größe und der Platzierung kann ich noch arbeiten. Ich hatte nicht bedacht, dass eine Strickjacke etwas länger sein muss, damit Taschen in einer sinnvollen, benutzbaren Höhe angebracht werden können. Jetzt sind sie etwas klein und etwas weit oben - aber das ist nicht schlimm, beim nächsten Mal weiß ich, woran ich denken muss.

 

Mit dem angestrickten Schalkragen, der zweiten Schwierigkeit, bin ich hingegen sehr zufrieden. Der Kragen wird von verkürzten Reihen gebildet, auch so eine Technik, die ich nur mit viel Nachlesen und einem Spickzettel für die Strickrunde beherrsche. Glücklicherweise wurde der Kragen schon beim ersten Versuch genau richtig und die Jacke hat gute Chancen, ein neues Lieblingsstück zu werden.


Zur Strickjacke trage ich ein altes Lieblingsstück, einen Rock von 2011, der jetzt leider langsam etwas abgenutzt aussieht. Der Rock ist nach dem Karl-Lagerfeld-Designerschnitt 136 aus Burda 10/2010 genäht, allerdings von Supermini  um 12 cm auf eine sozialverträgliche Länge verlängert - hier hatte ich damals darüber gebloggt. Die Details des Schnitts - die eingesteppten Bügelfalten, die Taschenklappen mit Knöpfen im Vorderteil, die Bundfalten, den Aufschlag am Saum - mag ich nach wie vor sehr, sehr gerne, der Rock passt fast zu allem und sieht trotzdem nicht langweilig aus. Wenn ich ihn mal beerdige, muss ich mir den Schnitt glatt noch einmal nähen.

Wie siehts bei euch aus? Seid ihr heute in alten oder neuen Lieblingsstücken unterwegs? 


Mittwoch, 7. Oktober 2015

MeMadeMittwoch am 7.10.2015

Herzlich Willkommen zum MeMadeMittwoch am 7. Oktober, ich heisse Katharina und blogge unter sewing addicted

***Als erstes möchte ich Euch den nächsten Mottomittwoch ans Herz legen. Das MMM-Team hat für den 4.11. einen MMM zum Thema "Jeans" geplant. Wenn ihr also was passendes selbstgeschneidertes im Schrank habt oder schon immer mal Eure Lieblingsjeans nachnähen wolltet, das ist die Gelegenheit, es zu zeigen. Auch Kleider und Hemden können aus Jeansstoff sein, oder was Euch noch so einfällt, solange es Kleidung ist. Und natürlich dürft ihr Euch auch wie gewohnt komplett ohne Motto-Jeans in die Linkliste eintragen, ganz wie ihr mögt.***

Wer meinen Blog liest, weiss, daß ich zur Zeit nicht soviel zum Nähen komme wie in vergangenen Jahren. So langsam entsteht dadurch eine kleine Lücke in meinem Kleiderschrank, ok, vielleicht eher eine gefühlte Lücke, die Regale sind immer noch voll... 
Aber die Zahl der Kleider, die ich zu jeder Laune und Gelegenheit aus dem Schrank ziehen kann um mich wohl zu fühlen, aka Lieblingskleider scheint weniger zu werden.


Vielleicht liegt es auch an der neulich schon erwähnten kürzeren Halbwertszeit von Viskosekleidern, von denen ich einige besitze. Jedenfalls muss ich dem Abhilfe schaffen! Da kam mir der heutige Mittwoch als Motivation gerade recht. Kann man ein Lieblingskleid planen? Das wird sich wohl erst in den nächsten Wochen zeigen. Aber so fühlt es sich schonmal ziemlich gut an.


Ich hatte noch einen besonders schönen, sehr stretchigen und nicht zu dünnen Streifenstoff hier, aus dem Betty Barclay-Outlet in Nussloch. Blauweiss gestreift löst bei mir so eine Art Schlüsselreiz aus, ich kann kaum dran vorbei gehen. Ist ja irgendwie auch schön klassisch, jedenfalls für Pullis. Ein blauweiss gestreiftes Kleid hatte ich noch nicht. 


Als Schnitt habe ich in meiner Kiste gewühlt und mir einen Knipschnitt eines von mir gerne getragenen älteren Kleides rausgesucht. Ich fürchte es ist so wie die meisten meiner Kleider, gewickelter Ausschnitt, leicht ausgestellter Rock, 3/4 Ärmel. Also für meine Begriffe hat es durchaus das Zeug zu einem Dauerbrenner... Stil-Experimente mache ich wieder, wenn ich mehr Zeit bzw. Musse habe.


Als ich es angezogen hatte, fiel mir wieder ein, daß die Ärmel ein bisschen zu eng waren und die Schultern eigentlich zu breit. Ach egal, das Material ist sehr dehnbar. Die leicht überschnittenen Schultern haben sogar fast was, finde ich, wirkt so leger.


Mit Streifen kann man sich eine Menge Arbeit machen. Schon vor dem Zuschneiden kann man Stunden damit zubringen die Streifen genau aufeinander zu falten, beim Nähen dann muss man gut aufpassen immer gleichviel abzunähen... Ich bin für sowas nicht geeignet, wenn ich ein Jerseykleid nähe möchte ich nicht stundenlang an den Streifen rumzuppeln um mich am Ende zu ärgern wenn sie doch nicht genau aufeinander getroffen sind, dann auftrennen usw., nein danke!
Deshalb gibt es an jeder Naht leichte optische Irritationen. Und ich hab mich schon dran gewöhnt ;-)


Wer von Euch hat sich heute noch in Lieblingsklamotten geschmissen?



Sonntag, 4. Oktober 2015

Winterjacken Sewalong - Schnitt und Stoffvorstellung Tutorial: Schulterpolster

Heute begrüße ich, Karin, euch zum zweiten Treffen unseres Winterjacken-Sewalongs.

Bei diesem Treffen geht es um die von euch ausgesuchten Schnitte und die passenden Stoffen dazu oder halt umgekehrt. Zudem hab ich ein bißchen zu wärmenden Einlagen recherchiert. Und das Sahnehäubchen wird heute Katharinas Tutorial zum Thema Schulterpolster sein.

Selten ist mir eine Entscheidung so schwer gefallen. Ich habe seit längerem einen Stoff hier liegen, der soll verarbeitet werden, ein Wollgemisch, das ausnahmsweise nicht kratzt.

Aber den passenden Schnitt dazu auszusuchen, fiel mir echt schwer. Und irgendwann habe ich auch verstanden wieso.

Normalerweise schneidere ich ja fröhlich vor mich hin und wenn's nichts wird, dann versuche ich's eben nochmal. Eine sehr zu empfehlende Taktik, denn so bremst man sich nicht mit zu viel Perfektionismus aus. Mein Problem beim Mantelnähen ist, dass es für mich recht schwer ist, brauchbaren Stoff zu finden. Da meine Haut recht empfindlich ist und gar keine kratzenden Stoffe verträgt, bin ich super happy, wenn ich überhaupt mal ein Wollgemisch finde, das sich mit meiner Haut verträgt. Einen Mantel aus Fleece und auch einen aus Softshell habe ich, das ist eine gute Alternative, aber ich wollte eben auch mal wieder etwas Wollähnliches.

Also habe ich beschlossen, in nächster Zeit verstärkt auf die Suche zu gehen nach nicht kratzendem Wollersatz (nein, Kaschmir kratzt bei mir auch), damit das Mantelnähen nicht mehr von unnötigen Hemmungen gestört wird. Falls die Suche erfolgreich sein wird, werde ich berichten.

Um mir die Entscheidung etwa zu erleichtern, habe ich einen Probemantel aus Nessel genäht und mich dann für den Schnitt 120 aus der Burda 12/2010 entschieden, den ich bei der Inspiration bei Sujuti entdeckt habe.

Um Mäntel oder Jacken noch wärmer und wetterfester zu bekommen, gibt es Einlagen, die man zwischen Stoff und Futter verarbeiten kann. Meist werden sie auf den Außenstoff genäht.

Die Klimamembran von hier habe ich letztes Jahr verarbeitet. Der Mantel ist winddicht, jedoch nicht super warm, ich habe aber keinen Vergleich. Leider raschelt diese Membran sehr zusammen mit meinem Futter.

Hier habe ich noch einige andere Membranstoffe gefunden und mir Probemuster schicken lassen. Ich finde alle machen einen guten und gut zu verarbeitenden Eindruck.
von links:
  • Membrantrikot leicht dehnbar in alle Richtungen.
  • Membranfutter, nicht dehnbar, dafür macht es einen "rutschigeren" Eindruck
  • Klimamembran (scheint nicht so zu rascheln)
  • Thinsulate, das ich schon bei einigen Mantelnäherinnen gesehen habe. Es ist wirklich wärmend, macht den Mantel jedoch auch voluminöser.

Bei Twitter las ich, dass einige gute Erfahrungen mit Wollvlies gemacht haben.

Und es gibt noch Steppfutter. Dabei ist das wärmende Vlies schon mit dem Futter vernäht und man schneidert einfach einen Futtermantel aus dem Material.
In diesem Jahr habe ich mich für diese wärmende Variante entschieden und mir rotes Steppfutter bestellt.

Welche Erfahrungen habt ihr denn so mit wärmenden Einlagen und welche würdet ihr uns empfehlen?

Da ich recht breite Schultern habe, gibt´s bei mir keine Schulterpolster, aber vielleicht kann mich Katharinas Tutorial doch noch eines Besseren belehren.

Wir haben eine neue Seite eingerichtet, auf der wir Tutorials sammeln möchten, ihr findet sie gleich oben unter dem Titel, ganz rechts neben "Warum wurde mein Beitrag gelöscht".




Kleines Schulterpolster-Tutorial von Katharina

Ich möchte Euch ein bisschen was zum Thema Schulterpolster erzählen:
Meine Erfahrung beruht auf einigen Mänteln und Jacken und ich habe sowohl gekaufte als auch selbst gemachte Schulterpolster verarbeitet.

Z.B. hier an meinem Mantel aus dem Sew-along 2012:

So sieht es aussen aus

Und das ist die Innenansicht, ein selbstgemachtes Schulterpolster aus Mantelstoff und Volumenvliess

Hier habe ich sogar einmal mit der Maschine rundumgenäht, dadurch wird der Rand flach.

Schulterpolster sind ein kleines und eigentlich unverzichtbares Detail an allen Jacken- und Mäntelschultern. Sie gehören zum teilweise recht komplizierten Innenleben von Jacketts und Blazern und sind aber einfach "einzubauen", im Gegensatz zu manchen aufwändig einzuarbeitenden Verstärkungen der Jackenvorderseite z.B.
Ich würde nicht leichtfertig sagen "Schulterpolster brauche ich nicht" und sie einfach weglassen. Das Polster sorgt an der kritischen Stelle Ärmelansatz dafür, daß die Jacke dort nicht einbricht und die Naht immer nach aussen gewölbt ist. Ausserdem sind die Schnitte meist so konstruiert, daß sie ein Polster brauchen, ohne sind sie zu groß für die Schulter.
Man kann auch kleine dünne Polster selbst erstellen oder sich Schneiderschulterpolster kaufen und die zurecht schneiden, dann hat man kein dickes Schaumstoffteil auf der Schulter oben auf sondern nur eine kleine Verstärkung an der richtigen Stelle.
Ich habe bei Mänteln gerne aus dickem Mantelstoff selbst welche gebastelt, das geht schnell und kostet nichts.
Dafür schneidet man abgerundete Dreiecke aus Reststücken Stoff aus, kann auch ein anderer Stoff als der gerade verarbeitete sein, dicker Stoff ist gut. Eine gerade Kante für die Ärmelansatznaht, ein zu einer Seite leicht flacherer Hügel, der zeigt in Richtung Hals, das flachere, längere Teil kommt zum Rückenteil hin. Davon mehrere (mindestens drei) immer kleiner werdend, dabei bleibt aber die gerade Linie der Ärmelansatznaht immer gleich.
Diese Teile näht man über einer Rundung, z.B. dem Handrücken oder der Schulter einer Schneiderbüste locker zusammen, die gerade Kante genau aufeinander treffend, unten beginnend mit dem kleinsten, das größte liegt obenauf. Die immer größer werdenden Teile machen einen Verlauf in der Dicke in Richtung Halsausschnitt und Rücken- bzw. Vorderteil.
Wer es dicker haben möchte doppelt mit Volumenvliess bis zur gewünschten Dicke, wer ein dünnes Polster braucht, nimmt nur Stoff in drei Lagen. So kann man sich sein Schulterpolster ganz nach den eigenen Wünschen zusammenbasteln.


So ähnlich sollten die Teile aussehen

Übereinandergelegt von groß nach klein

Auf dem Handrücken, das größte liegt oben. Jetzt kann man es zusammennähen.

Ich habe mir irgendwann einen Vorrat an einfachen Schneiderschulterpolstern zugelegt, diese sind ähnlich hergestellt, allerdings aus einer Art Filz mit Watte oder sowas dazwischen. Auch hier gibt es eine längere Seite die in Richtung Rücken gehört, also jeweils ein rechtes und ein linkes Schulterpolster. Ich nehme meist eine ganze Lage weg und schneide das Polster dann kleiner, ich brauche sie nicht so dick und groß. Schaut mal beim großen Auktionshaus, man bekommt sie für sehr wenig Geld, da kann man auch mal eins verschneiden, wenn man ausprobieren möchte.




Zum Einnähen wird das Polster mit Handstichen auf der Nahtzugabe der Ärmelansatznaht befestigt. Da die in der Regel in den Ärmel reingebügelt wird geht das gut.
Das Schulterpolster wird ein Stück weit in die Ärmelkugel reinragend festgenäht, dadurch bleibt diese dann in Form. Ich würde das im Zweifel ausprobieren, Handstiche hat man ja schnell wieder aufgemacht. Näht es fest und probiert die Jacke an. Sieht es natürlich aus? Steht es raus, sieht man die Kontur des Polsters? Dann vielleicht ein Stück versetzen.
Wenn die Position stimmt, fixiert man es noch in Richtung Halsausschnitt auf der Nahtzugabe der Schulternaht. Danach auch lieber nochmal kontrollieren durch anprobieren.

Was für eine gute Form an dieser Stelle noch helfen kann ist eine Wattierung der Armkugel, ein einige Zentimeter breites Stück Vliese o.ä. was die Armkugel "ausstopft". Es soll nicht auftragen, sondern nur die Kugel daran hindern nach innen einzuklappen. In manchen Schnitten habe ich das schon als extra Schnittteil gesehen, man kann es aber leicht selbst erstellen: Einfach ein Großteil der Armkugelrundung vom Schnitt abnehmen und ca 4cm breit wie einen gerundeten Streifen aus Volumenvliess, Wattierung oder dickem Mantelstoff zuschneiden. Dieses Teil wird auch auf der Nahtzugabe befestigt und ragt in Richtung Ärmel.

Ich wünsche Euch viel Erfolg bei Euren Jacken- und Mantelprojekten!
Viele Grüße von Katharina





Unser nächstes Treffen ist am 18.10.2015 zum ersten Zwischenstand und einem Tutorial zum Thema Reverskragen 

Und jetzt bin ich gespannt auf eure Stoffe und Pläne.